Prof. Günther Moewes

Aussagen seit 1997 zur bevorstehenden Finanzkrise

„Motoren der Wirtschaft sind dann nicht mehr in erster Linie tatsächlicher Bedarf, Ideen, Leistung, Initiativen oder Wertschöpfung. Motor ist die selbsttätige exponentielle Geldvermehrung. Sie übersteigt heute bereits die zur Abwicklung konkreter Wirtschaftsvorgänge benötigte Geldmenge um ein Vielfaches....Die Mega-Überschüsse erzeugen die Mega-Verschuldung. Der Überfluß erzeugt den Mangel, der Reichtum die Armut....Mit der Verschuldung werden wir das gleiche erleben wie mit der Arbeitslosigkeit: Unaufhaltsames Ansteigen bei gegenteiligen Beteuerungen....Aller Hunger der Welt mästet nur die Milliardäre... Der Widerspruch zwischen der Unendlichkeit exoponentieller Geldvermehrung und der Endlichkeit der Ressourcen ist unaufhebbar.... Das alles wird nicht möglich sein, solange wir den exponentiellen Geldüberschüssen und ihrer Folgeverschuldung freien Lauf lassen....Wenn der globale Zugriff auf die leistungslosen Mega-Gewinne nicht gelingt, wird der Staatsbankrott zum Dauerzustand.“

Aus: „Verleiher und Verlierer“ in: Der Architekt 11/97, S. 670 - 671

„Es läßt sich mit absoluter mathematischer Sicherheit sagen, daß das System der exponentiellen Geldvermehrung nicht ewig weitergehen kann, daß es endlich ist....Das System taumelt weiter auf seine unausweichliche Katastrophe zu... ein Geldsystem, daß mit mathematisch absoluter Unausweichlichkeit in die vollkommene Unkontrollierbarkeit führt.. Denn zwei Milliarden Dollar überflüssigen Spekulationsgeldes, die schon (im Jahr Zweitausend) täglich um den Globus jagen, könnte selbst dann längst nichts mehr entgegengesetzt werden, wenn sich alle Nationalbanken der Welt zusammenschlössen.“

Zeitschr. f. Sozialökonomie, 127/2000, S.3

„Gegenmacht lässt sich auch kaum mehr parlamentarisch ausüben. Wer in Wahlkämpfen, Parteigremien und vor den Medien erst einmal bis nach oben gelangt ist, hat schnell vergessen, was er einmal wollte. Und wenn er es nicht vergessen hat, ist er schnell wieder unten....Es lässt sich mit absoluter mathematischer Sicherheit sagen, daß das System der exponentiellen Vermehrung der Geldvermögen nicht ewig weitergehen kann, daß es endlich ist. Gleichwohl gibt es noch kein politisches oder ökonomisches Konzept zu seiner kontrollierten Beendigung, zu einem geordneten Ausstieg. Im Gegenteil: Wie bei einem Süchtigen wird die zu seiner Bedienung erforderliche Dosis immer größer. Politik wird zur Beschaffungskriminalität. Und die Beschaffung dieser immer größer werdenden Dosen erfolgt nun keineswegs dort, wo am meisten von der Droge Geld vorhanden ist, sondern immer ausgerechnet dort, wo ohnehin am wenigsten vorhanden ist: immer am unteren Ende der Einkommens- und Vermögensskala.“

Zeitschr. f. Sozialökonomie, 130/01, S. 23

Wenn es der Politik nicht gelingt, sich im letzten Moment ins Räderwerk zu werfen, ist der monetäre und soziale Crash mathematisch unausweichlich. Fragt sich nur, wann und in welcher Form er eintritt.“

Vortrag am 29.6.02 in Steyerberg und am 4.7.02 an der TU Hannover.
Zeitschr. f. Sozialökonomie, 135/02, S. 14

„Da spekulative Anlagen unter dem Strich selbst noch in einer Baisse höhere Gewinne versprechen als konkrete Investitionen, entsteht ein weiterer Sog vom Bedarf weg. Und auch diese Tendenz wird von der Politik nicht kontrolliert, sondern allzu oft gestützt... Managementfehler können die Existenz ganzer Belegschaften und ihrer Familien vernichten, während alle erfolgreichen Managemententscheidungen allenfalls den Shareholdern zugute kommen... Auch Börsengewinne fließen eher zu den Großanlegern hin und von den Kleinanlegern weg, eine Tendenz, die derzeit geradezu Betrugsdimensionen annimmt“.

Vortrag am 29.6.02 in Steyerberg und am 4.7.02 an der TU Hannover.
In: Zeitschr. f. Sozialökonomie 135/02, S. 4- 14.

„Der Staat hat mutwillig zugelassen, dass jährlich Geldvermögen in Höhe des gesamten Bundeshaushalts privat angehäuft wurden. Dieses Geld muss er sich nun von dort zu hohen Zinsen zurückleihen, um seine öffentlichen Aufgaben wahrnehmen zu können.“

Geld oder Leben, S. 63

„Der Anstieg der Geldvermögen erzeugt den Anstieg der Schulden und wird dann durch die dadurch steigenden Zinsen weiter bedient und gesteigert“.

Geld oder Leben, S. 89

„Exponentielle Vorgänge begünstigen grundsätzlich diejenigen, die schon einen Vorsprung haben, und verschärfen den Rückstand der anderen:“

Geld oder Leben, S. 90

„Fast alle sogenannten Wirtschaftskrisen sind Verteilungskrisen.“

Geld oder Leben, S. 90

„Wirtschaftswachstum dient nur in industriellen Entwicklungsphasen der Wohlstandsvermehrung. In Zeiten der Hochindustrialisierung und Bedarfssättigung dient es dagegen keineswegs der Wohlstandsvermehrung, sondern vor allem der Erzeugung und Legitimation demokratisch schwer zu kontrollierender Finanzmacht.“

Geld oder Leben, S. 116

„Grundsätzlich gilt: Alle Personen und Institutionen, die Rechnungen stellen können, wälzen alle Zinskosten so lange nach unten ab, bis sie bei denen landen, die keine Rechnungen mehr stellen können, bei den 33 Millionen abhängig Beschäftigten.“

Humonde, 1.02.05

„In der Physik wandern Materie und Energie stets von viel nach wenig, vom Überdruck zum Unterdruck, von konzentriert nach verdünnt, von gesättigt nach ungesättigt, von stark nach schwach, von hell nach dunkel, von warm nach kalt. Im Kapitalismus ist es genau umgekehrt: Geld wandert immer zu Geld, immer von wenig nach viel, von ungesättigt zu übersättigt, von arm nach reich. Immer da weg, wo es gebraucht wird und immer da hin, wo es schon im Überfluss vorhanden ist.“

Humanwirtschaft 2/07, S. 12

Das ganze Finanzierungswesen im Kapitalismus ist mittlerweile ein einziger Abschöpfungsvorwand.....Je mehr Milliardäre und Multimillionäre, desto größer die Armut. Der Kuchen kann nur einmal verteilt werden.... Die Frage ist, ob die Reichen wieder spätes Rom spielen und es bis zur nächsten Weltrevolution treiben.“

Interview in Impuls, März 2007, S. 17

„Dieses System der exponentiell zunehmenden privaten Geldpiraterie führt in Saatgut-Piraterie, Bio-Piraterie, Natur-Piraterie und Sozial-Piraterie....Es muss gar nicht gefragt werden, wie bösartig Spekulanten sind, sondern vielmehr, wie bösartig ein System ist, das so etwas zulässt. Diese Geld-Piraterie ist nicht moralisch, sondern skrupellos. Aber sie ist legal. Legale Piraterie, legalisierte Kriminalität sozusagen. Nach und nach geht der gesamte Kapitalismus in solche legalisierte Kriminalität über.“

Humanwirtschaft 5/08, S.7

Zeitgleich über die Finanzkrise s. Veröff. Nr. 107, 112, 114, 117 u. 120 - 125.

„Ursache ist nicht zu wenig Geld, sondern vielmehr zu viel Geld. Der exponentielle Anstieg der privaten Spekulationsbillionen ließ sich bereits seit 1979 präzise voraussagen...Sie überstiegen schon damals den Bedarf der Realwirtschaft um das bis zu Zwanzigfache. Sie haben mehrere äußerst schädliche Funktionen: 1.)...leistungslos Gewinne von der erarbeitetenWertschöpfung abzuziehen, d.h. von der Arbeitsseite, vom Steuerzahler, von der Bevölkerungsmehrheit. 2.) Sie sind es letzten Endes, die die ständig wachsenden Staatsschulden auslösen...“

Dilettantismus oder Komplizenschaft, 2012, S. 26

Die sogenannte Finanzkrise...dürfte in die Geschichte eingehen als der größte Billionenraub der Geschichte, noch größer als der Raub des Inka-Goldes. Sowohl deren ursprüngliche Veranstaltung, als auch die dann erfolgten „Rettungsmaßnahmen“ haben alle nur das eine unverhohlene Ziel: die Bevölkerungen abzuzocken zugunsten der superreichen Anleger...Die Marktgesetze wurden auf den Kopf gestellt: Renditen ohne Risiken für die Anleger und Risiken ohne Renditen für die Steuerzahler.

Arbeitswende, 2013, S.45

 „Was macht man stattdessen? Man verdonnert an einem Ende die Bevölkerungen zu Sparprogrammen, lässt aber am anderen Ende die leistungslose Anhäufung privater Milliarden munter weiter exponentiell ansteigen...Immer das gleiche Schema: Man kehrt die verursachenden Prozesse nicht um, sondern lässt sie unbehelligt weiterlaufen und versucht stattdessen am anderen Ende mit viel Aufwand ein paar Symptome ein wenig zu mildern.“

Humane Wirtschaft 04/2013, S.19